Das «Gebäude X» im Werkstattareal Altstetten zeigt, wie Kreislaufwirtschaft und Bestand vereint werden können. Mit ReUse-Materialien, innovativer Technik und strengen CO₂-Vorgaben setzt die SBB neue Massstäbe für eine zukunftsgerichtete Baukultur.

Das Werkstattareal in Altstetten, Zürich, hat eine lange Geschichte und eine vielversprechende Zukunft. Vor über hundert Jahren als zentrale Werkstätte für die Wartung und Reparatur von Zügen der SBB erbaut, wird das Areal heute modernisiert. Im Mittelpunkt steht das Projekt «Gebäude X», das mit einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft neue Massstäbe setzt. Durch innovative Bautechniken und den Einsatz von wiederverwendeten Materialien beweist dieses Projekt, dass moderne Architektur und Umweltbewusstsein miteinander vereinbar sind. Im Interview spricht Gaby Bühler, Projektleiterin Werkstatt SBB, über die Nachhaltigkeitsstrategie hinter dem «Gebäude X» und was dieses Projekt zu einem Vorbild für zukunftsfähiges Bauen macht.
Welche Vorgaben in Bezug auf Nachhaltigkeit wurden den Wettbewerbsteams bei der Planung des «Gebäude X» gestellt?
Die SBB hat sehr strenge Nachhaltigkeitsvorgaben an die Wettbewerbsteams gestellt. Dabei ging es nicht nur um die Nutzung ressourcenschonender Bauweisen, sondern auch um die Wiederverwendung von Materialien. Ein zentraler Punkt war die Langlebigkeit und Anpassbarkeit des Gebäudes sowie die Möglichkeit zur Demontage, um später Materialien wiederverwenden zu können. Besonders wichtig war uns auch, dass das Gebäude ohne ein vollständiges Untergeschoss auskommt, um die CO₂-Bilanz zu optimieren. Weitere Vorgaben betrafen die graue Energie – sie durfte maximal 5 kg CO₂ pro Quadratmeter und Jahr betragen, und auch für den Betrieb des Gebäudes wurde ein Zielwert von 5 bis 15 kg CO₂ pro Quadratmeter und Jahr gesetzt.
Was waren die grundlegenden Überlegungen bei der Wahl der Materialien für das «Gebäude X»?
Die Wahl der Materialien war ein zentraler Aspekt und Aufgabe des Projekts. Wir haben bewusst die Wiederverwendung von Bauteilen ausgeschrieben, um die Ressourcennutzung zu minimieren. Bezüglich Materialherkunft haben wir keine Vorgaben gemacht. Die Gebäudehülle besteht aus Holzelementen, die mit ReUse-Fenstern ausgestattet sind. Zusätzlich sollen alte Zugschienen verwendet werden– insgesamt über 12 Kilometer – die aus einem SBB-Materiallager stammen. Diese Schienen sind nicht nur funktional, sondern auch ein starkes Symbol für die Geschichte der SBB und die Verbindung von Tradition und Innovation.
Welche Rolle spielt die Gebäudetechnik bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele?
Die Gebäudetechnik ist ein weiterer wichtiger Bestandteil unseres Ansatzes. Wir setzen auf eine offene Leitungsführung, die eine einfache Nachrüstung ermöglicht. Diese Flexibilität ist besonders wichtig, wenn es darum geht, das Gebäude auch in Zukunft nachhaltig zu betreiben. Zudem haben wir bei der Planung auf Vorfertigung, Zwischenlagerung und eine präzise Fachplanung geachtet, um die Emissionen während der Bauphase zu minimieren.
Wie wurde die Reduktion der Treibhausgasemissionen konkret umgesetzt?
Die Reduktion der Treibhausgasemissionen war eines der Hauptziele. Wir haben bewusst auf wiederverwendete Materialien gesetzt, um emissionsintensive Baustoffe zu ersetzen. Ein weiteres innovatives Element des Projekts ist die Aussenbeleuchtung. In Zusammenarbeit mit BURRI public elements haben wir die Umsetzung von «Light as a Service» entwickelt, das den Energieverbrauch signifikant reduziert. Diese Lösung trägt wesentlich dazu bei, den ökologischen Fussabdruck des Projekts zu minimieren. Insgesamt liegen die Emissionen des Gebäudes deutlich unter dem vorgegebenen maximalen Zielwert von 5 kg CO₂ pro Quadratmeter.
Fazit: Zirkularität und historische Bausubstanz
Das «Gebäude X» ist ein Vorbild für zirkuläres Bauen. Es zeigt, dass sich eine historische Bausubstanz erfolgreich mit Nachhaltigkeitsstrategien kombinieren lässt. Besonders hervorzuheben ist die konsequente ReUse-Strategie und die Integration innovativer Technologien, die den Energieverbrauch senken und den ökologischen Fussabdruck reduzieren. Ebenso ermöglichen Langlebigkeit und Anpassungsfähigkeit des Gebäudes eine flexible Nutzung über viele Jahre hinweg. Das Projekt setzt neue Massstäbe für nachhaltiges Bauen in der Schweiz. Der Weg hin zu einer nachhaltigeren Baukultur ist in vollem Gange.